Am 8. Juli ist es wieder so weit: Dann brechen tausende Hobby-Radfahrerinnen und -Radfahrer der europaweiten Charity-Radsportinitiative Team Rynkeby auf, um auf ihrem Weg nach Paris für schwerkranke und chronische Kinder sowie Jugendliche Spenden zu sammeln. Ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Ingela Aliwell, Teammanagerin des Team Rynkeby Berlin, ist eine davon. Seit 2 Jahren tritt sie für das Berliner Team – einem von insgesamt 5 deutschen Teams – kräftig in die Pedale, um krebskranken Kindern in Deutschland zu helfen. Denn die Spendengelder, die das Team Rynkeby Deutschland sammelt, gehen an die Deutsche Kinderkrebsstiftung. Mit uns hat Ingela Aliwell über die Radsportinitiative, ihre Ziele und die eigene Motivation gesprochen.
DKS: 2002 fand die erste Sternfahrt nach Paris des Team Rynkeby zugunsten schwerkranker Kinder und Jugendlicher statt. Wie kam es zu dieser Idee?
Ingela Aliwell: Die Idee stammt ursprünglich aus Dänemark. Das Projekt wurde damals von einem Mitarbeiter des dänischen Saftherstellers Rynkeby, Knud Vilsturp, initiiert. Bei ihm wurde COPD (eine chronische Lungenerkrankung) diagnostiziert. Er wollte sich selbst etwas Gutes tun und sportlich aktiv werden. Also beschloss er, zusammen mit einem weiteren Rynkeby-Angestellten nach Paris zu radeln. Rynkeby unterstützte das Vorhaben finanziell und so konnten 2002 11 Fahrerinnen und Fahrer mit einem Minibus nach Paris aufbrechen. Als sie von Paris zurückkehrten, hatten sie 5.000 Euro Profit erzielt. Das Geld spendeten sie der Kinderkrebsstation der Universitätsklinik Odense. Das war die Geburtsstunde von Team Rynkeby.
DKS: Über 2.000 Fahrerinnen und Fahrer, Spenden in (zweistelliger) Millionenhöhe: die Radsportinitiative ist seither kontinuierlich gewachsen. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Team Rynkeby?
Ingela Aliwell: Ich glaube, dass sich jeder mit der Initiative und ihren Zielen identifizieren kann. Kranken, insbesondere krebskranken Kindern nachhaltig zu helfen und dabei auch noch etwas für sich zu tun, Spaß zu haben – das spricht viele Menschen an. Mit unseren fröhlich gelben Trikots werden wir zudem überall gut wahrgenommen. Unsere Mission, den krebskranken Kindern zu helfen, wird so sichtbarer. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Forschung in der Kinderonkologie vorangetrieben wird. Das kostet sehr viel Geld. Jeder von uns möchte mitmachen und Geld sammeln, sodass so viel wie möglich geforscht werden kann. Das motiviert uns alle.
DKS: Was waren Ihre Beweggründe, ein Teil davon zu werden?
Ingela Aliwell: Ich kannte Team Rynkeby bereits aus Dänemark. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich es einmal schaffen würde, mitzufahren. Das Schöne an Team Rynkeby ist, dass jeder mitmachen kann. Es ist ja kein Radrennen, sondern eine Tour, die man gemeinsam macht. Man hat eine ganze Saison lang Zeit, sich darauf vorzubereiten und vielfältig zu engagieren. Jeder bringt sich freiwillig ein und alle unterstützen sich gegenseitig. Was Gutes tun, auf dem Rad unterwegs sein und Spaß haben – das war für mich ausschlaggebend, mitzumachen.
DKS: Wie bereiten sich die Teams auf die mehrtägige Tour nach Paris vor?
Ingela Aliwell: Wir bereiten uns eine ganze Saison lang vor. In Berlin ist es so, dass mehrmals die Woche im Norden, Osten, Süden und Westen der Stadt Trainings mit 40–50 km Distanz angeboten werden. Im Laufe der Zeit steigern wir uns dann bei den Trainings langsam auf 80–100 km. Darüber hinaus gibt es insgesamt 5 Pflichttrainingswochenenden, von denen 3 auf jeden Fall mitgemacht werden müssen. Bis zum Start der Sternfahrt muss jeder Teilnehmende die 2.500 km gefahren sein. So ist man physisch eigentlich ganz gut vorbereitet.
Darüber hinaus muss jeder im Team eine Aufgabe übernehmen. Nur zusammen können wir die Tour auch organisatorisch meistern. Sponsoring, Routenplanung, Social Media, Support: das muss alles organisiert werden. Hier unterstützen sich ebenfalls alle gegenseitig.
DKS: Was waren Ihre bisherigen Tour-Highlights?
Ingela Aliwell: Im letzten Jahr bin ich leider 2 Tage vor Beginn der Tour an Corona erkrankt. Glücklicherweise habe ich es aber rechtzeitig aus der Quarantäne geschafft, um die letzte Etappe mitzufahren. Das Ankommen in Paris war auf jeden Fall besonders. Ein weiteres Highlight war, dass wir in Paris den aktuellen Spendenstand live mitverfolgen konnten. Ein absoluter Gänsehautmoment, der zeigte, dass sich all unsere Mühen lohnen. Aber auch den Teamspirit und dass sich alle unterstützen, empfinde ich jedes Mal als Highlight.
DKS: Dieses Jahr sammelt Team Rynkeby Deutschland mit der Aktion „CASH FOR KILOMETER“ Spenden für das Waldpiraten-Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung. Warum ist das aus Ihrer Perspektive wichtig?
Ingela Aliwell: Alexander Bahn und Astrid Zehbe aus dem Vorstand der Deutschen Kinderkrebsstiftung haben uns viel vom Waldpiraten-Camp erzählt. Die Einrichtung macht einen tollen Eindruck. Krebskranke Kinder und Jugendliche können dort mit ihren Geschwistern eine Auszeit verbringen, sich mit Gleichgesinnten austauschen, Spaß haben und somit Abstand von der Krankheit und Therapiezeit gewinnen. Das finde ich sehr unterstützenswert.
DKS: Wie kann ich an der Spendenaktion teilnehmen und einzelne Fahrerinnen und Fahrer unterstützen?
Ingela Aliwell: Unsere Aktion „CASH FOR KILOMETER“ kann man ganz leicht über die Website der Deutschen Kinderkrebsstiftung unterstützen. Einfach auf www.kinderkrebsstiftung.de/team-rynkeby/ gehen, ein Team, eine Fahrerin, einen Fahrer oder auch Teilnehmende vom Supportteam auswählen und mit einem frei wählbaren Eurobetrag supporten.
DKS: Wie kann man bei Team Rynkeby als Fahrer mitmachen?
Ingela Aliwell: Interessierte können sich unter www.team-rynkeby.de informieren und als Fahrer oder Fahrerin oder für das Supportteam bewerben. Wer ein neues regionales Team gründen möchte, kann unserem Country Manager Germany, Santiago García Escobar, schreiben. In Berlin konnten wir dieses Jahr übrigens unsere Teilnehmerzahl fast verdoppeln. Wenn das so weitergeht, können wir bald mit mehreren Berliner Teams starten.
Team Rynkeby – hohes C
Seit 2002 brechen jeden Sommer 64 Teams aus 9 Ländern zu einer mehrtägigen Sternfahrt nach Paris auf. Es ist der Saisonhöhepunkt der größten europäischen Amateur-Charity-Radsportinitiative, die seit 2016 von der Eckes-Granini Gruppe als Partner und Hauptsponsor unterstützt wird. Sie sammelt jährlich Spenden für schwerkranke Kinder und deren Familien.
In der vergangenen Saison „erradelten“ die insgesamt 2.026 Fahrerinnen und Fahrer sowie 538 Supporter 10,4 Mio. Euro zugunsten schwerkranker Kinder. Das Team Rynkeby Deutschland trat dabei mit 4 Teams – Berlin, Flensburg, Nieder-Olm, RheinRuhr – an und übergab 350.706 Euro an die Deutsche Kinderkrebsstiftung. Seit 2023 gibt es in Deutschland auch ein Team in Hamburg.